Vegan - in aller Munde und allen Bildern?
Den Begriff “vegan” verbindet man normalerweise mit einer veganen Ernährung, also mit dem Verzicht auf alle tierische Produkte. Doch vegan kann nicht nur die Ernährung sein, viele Hersteller kommen bei der Entwicklung ihrer Produkte nicht ohne tierische Bestandteile oder gar Tierversuche aus. Wer sich dazu entscheidet vegan oder vegetarisch zu leben, dem ist in der Regel nicht nur die eigene Ernährung wichtig, sondern möchte auch einen Beitrag zum Tier- und Umweltschutz leisten.
Vegane Aquarellfarben
Ein Selbstversuch: Vom Pigment zur fertigen Farbe
Was hat das Wort vegan auf einer Seite mit Illustrationen und Aquarellen zu suchen?
Eine ganze Menge. Ich habe vor kurzem eine Aquarellfarbe selber gemacht. Das Rezept beinhaltete neben pflanzlichen Zutaten, leider auch Ochsengalle. Richtig gelesen: gereinigte Ochsengalle.
Ochsengalle in der Aquarellmalerei
Warum wird Ochsengalle beigemischt? Bei der Nass-in-nass-Technik ist der gewünschte Effekt, dass die Farbe nur langsam trocknet. Die Zugabe der Ochsengalle erfüllt genau diesen Zweck: die Farben trocknen langsamer. Ob das nicht auch mit pflanzlichen Alternativen gelingen kann, habe ich getestet. Und zwar habe ich etwas mehr Glycerin beigemischt. Glycerin wird hier als Feuchtigkeitsmittel eingesetzt. Wenn Du den Versuch sehen möchtest, schau doch gerne in meinen Highlights auf Instagram.
Aquarellfarben selbst herstellen
Wie stelle ich Aquarellfarben her? Natürlich ist es einfacher sich eine fertige Farbe zu kaufen und direkt loszulegen. Aber das ist ähnlich wie beim Kuchen backen, da schmeckt der selbstgebackene unter Umständen auch besser, als der gekaufte. Der große Vorteil, Du weißt genau was drin ist. So auch bei den Aquarellfarben.
Inhaltsstoffe der Aquarellfarben
Ethanol: Alkohol, dient als Lösungsmittel
Gummi Arabicum: Saft aus der Rinde des Akazienbaums dient als Bindemittel für die Farbpigmente
Glycerin: Pflanzliches Feuchthaltemittel, das aus Ölen und Fetten gewonnen wird und die Trocknung der Farben verzögert
Ochsengalle: Gereinigte Ochsengalle ist verlaufsfördernd und verringert die Oberflächenspannung der Farbe
Das Rezept:
2 TL des Pigments
0,5 TL Ethanol
3 TL Gummi Arabicum
0,5-1 TL Glycerin
0,5 TL Ochsengalle
Wasser
Pigment auf einen Teller geben und mit Ethanol und ca. 1,5 EL Wasser vermischen. Am besten mit einem Spachtel o.ä. (10-20 Minuten stehen lassen). Anschließend Gummi Arabicum untermischen. Dann das Glycerin untermischen. Ggf. Ochsengalle hinzufügen und unterrühren.
Jetzt musst Du die Farbe testen. Verläuft sie schön? Sonst musst Du noch etwas nachbessern und etwas mehr Glycerin untermischen.
Die Farbe kannst Du jetzt in kleine Näpfchen füllen und trocknen lassen. Du wirst jetzt noch Farbe übrig haben. Diese am besten in ein geschlossenes Fläschchen oder ähnliches füllen. Wenn die erste Schicht getrocknet ist, einfach mit der übrigen Farbe auffüllen. Das dauert ca. ein bis zwei Wochen.
Fazit
Beim Malen empfinde ich die Farbe mit Ochsengalle als etwas zäher und nicht so leicht zu vermalen. Im Ergebnis ist kaum ein Unterschied zu erkennen. Meiner Meinung nach, kann darauf verzichtet werden, die Farben mit tierischen Bestandteilen anzurühren.
Der Versuch und das Ergebnis
Einmal mit, einmal ohne Ochsengalle
Und auch die namhaften Hersteller haben Farben ohne Ochsengalle im Angebot. Auf der Seite der Firma Schmincke ist beispielsweise eine Tabelle veröffentlicht, welche Farben dennoch tierische Bestandteile aufweisen. Vegan: Schmincke Künstlerfarben
Aquarellfarben selber herzustellen und die schier endlosen Pigmente in eigene Farben zu verwandeln ist wirklich mal einen Versuch wert. Ich benutze natürlich weiterhin auch gekaufte Farben, achte aber auf die Inhaltsstoffe.
Und? Hast Du Lust bekommen, auch mal Deine eigenen Farben herzustellen? Erzähl mir gerne davon, wie es bei Dir geklappt hat und ob Du vielleicht zu einem anderen Ergebnis kommst, als ich.